Heutzutage gelten Handtaschen – besonders unter Männern – als intimstes Geheimnis einer Frau.
Doch seit wann gibt es eigentlich unsere treuen Begleiter, die mittlerweile aus der Modewelt nicht mehr wegzudenken sind? Welche Entwicklung haben die wandlungsfähigen Taschen mitgemacht?
Unsere zweiteilige Reihe soll Licht ins Dunkel rund um die Geschichte der Tasche bringen. Freuen Sie sich auf einen spannenden historischen Rückblick auf unser liebstes Modeaccessoire!
Römische Gepflogenheiten – Taschen für Soldaten und Kaufleute
Bereits die alten Römer verstauten ihre Wertgegenstände in der pera, dem antiken Vorbild unserer Tasche. Nur wenige Lederfunde sind erhalten, aber durch einige Bildzeugnisse können wir uns ein Bild antiken Welt der Taschen machen.
Die Trajanssäule in Rom zeigt uns in zahlreichen Reliefs den loculus, einen Ledersack der mit Hilfe eines hölzernen Tragegestells gespannt und mit einem Riemen über der Schulter der Legionäre getragen wurde. Der Rucksack bot den römischen Soldaten genügend Platz für Verpflegung und Marschgepäck.
Das Material und die Form bleibt, doch moderne Rucksäcke bieten weit mehr als ihre antiken Vorgänger: Der Conehead von aunts & uncles besticht durch weiches Rindleder, ein gepolstertes Laptopfach, höchsten Tragekomfort und viel Liebe zum Detail.
Eine ganz andere Variante antiker Taschen stellt der marsupium dar: ein einfaches Stück Stoff oder Leder wurde kreisförmig ausgeschnitten und durch einen Kordelzug am Rand geschlossen. Diese Beutelchen waren im west- und mitteleuropäischen Raum weit verbreitet und wurden vor allem zur Aufbewahrung von Münzen genutzt. Das liebe Geld musste natürlich auch in der Antike immer griffbereit sein!
Was uns auf den ersten Blick merkwürdig erscheint, war vor 2000 Jahren völlig normal: Taschen waren kein Modeaccessoire von Frauen, sondern wurden vornehmlich im kaufmännischen und militärischen Bereich von Männern genutzt.
Fortschrittliches Mittelalter – Taschen nun auch für Frauen
Doch bereits im Mittelalter gab es erstmals einen Wandel im Taschengebrauch: auch Frauen fingen an, ihre Habseligkeiten in Taschen zu verstauen und mit sich zu führen. Von den heutigen It-Bags waren diese Modelle noch weit entfernt, denn im Mittelalter trug man hauptsächlich einfache Beuteltaschen aus Leder und Stoff – damals noch nicht in der Hand, sondern am Gürtel befestigt.
Die gängigste Form der mittelalterlichen Tasche ist die halbrunde Gürteltasche, die von wohlhabenden Männern gerne reich verziert getragen wurde. Denn auch schon im Mittelalter galt die Tasche als Statussymbol und sollte möglichst viel hermachen.
Ab dem Spätmittelalter verbreitete sich die Reiselust in ganz Europa. Doch statt wie heute zur Erholung an den sonnigen Strand, pilgerte man aus religiösen Gründen zu wichtigen christlichen Stätten. Die trapezförmige Pilgertasche war ein steter Begleiter der Pilger und lässt sich auf vielen Werken der mittelalterlichen Bildkunst wiederfinden.
Während die Wahl der richtigen Tasche uns heute so manches Mal verzweifeln lässt, hatte es die mittelalterliche Frau leichter: lediglich ein Modell wurde von den Frauen getragen! Es handelte sich dabei um eine langgezogene Gürteltasche die sich mit einem Knopf schließen ließ.
Die Männerwelt hatte mehr Auswahl und so gab es auch schon zu dieser Zeit absolute Must Haves wie die Nierentasche, eine Modeerscheinung aus dem 16. Jahrhundert. Von spartanisch einfach bis luxuriös und mit verschiedensten Metallen beschlagen und verziert, war sie für jeden Geschmack und Geldbeutel zu haben. Wie fast alle Taschen des Mittelalters wurde die nierenförmige Ledertasche am Gürtel getragen. Zahlreiche Funde zeugen von der weiten Verbreitung der Ledertasche. Ein Allrounder, der unter allen Bevölkerungsgeschichten beliebt war.
Klein aber Oho! Die praktische Gürteltasche aus feinem Rindleder von Spikes & Sparrow ist dank drei Hauptfächern ein richtiges Raumwunder im Vintage Chic!
Von Beutelschneidern und altmodischen Wikingerfrauen
Doch neben den Alltagstaschen des Mittelalters gab es auch einige besondere Taschenarten. Der sogenannte Geldwechsler Beutel gehört definitiv dazu! Diese Tasche bestand aus mehreren kleinen Beuteln, die von einem Griff zusammen gehalten wurden. Zu Zeiten, in denen jede größere Stadt ihre eigene Währung hatte, ließen sich die verschiedenen Münzen so praktisch in das passende Beutelchen einordnen.
Kennen Sie den sprichwörtlichen Beutelschneider? Dieser trickreiche Dieb und Abzocker hat seinen Ursprung in der Zeit der Almosenbeutel des späten Mittelalters: es handelte sich um einen kleinen sehr reich verzierten Beutel, der am Gürtel des Trägers baumelte. Aus feinen Stoffen gearbeitet, diente er der Aufbewahrung der Wertgegenstände und war somit ein begehrtes Ziel von Dieben. Mit einer geschickten Bewegung wurde der ganze Beutel samt Inhalt abgeschnitten. Dies führte dazu, dass die Taschen in späterer Zeit zum Schutz vor Dieben vermehrt unter der Oberbekleidung getragen wurden. Denn bis dahin waren Hosen- und Jackentaschen noch gar nicht bekannt!
Eine weitere Besonderheit stellt ein Fund aus der Wikingersiedlung Birka im heutigen Schweden im Mälarsee dar. Archäologen fanden eine Brieftasche aus Leder mit mehreren Einschubfächern, die komplett zusammengerollt und vermutlich um den Gürtel geschlungen wurde. Diese Taschenart wurde von Händlern und Kaufleuten getragen, die in den Fächern Münzen, Silber und Waaggewichte aufbewahrten. Der erste Vorgänger unserer mehrfächrigen Geldbörse war geboren!
Genauso praktisch wie die Rollbörse der Wikinger ist sind die Geldbörsen von Picard – jedoch um einiges luxuriöser!
Fragen Sie sich, warum in unserem Rückblick keine Taschen der Wikingerfrauen zu finden sind? Für uns unglaublich, aber Handtaschen waren bei den Frauen der Nordmänner nicht verbreitet. Sie trugen ihre Wertgegenstände traditionell als Ketten um den Hals!
Unser Blick durch die Geschichte zeigt, dass die Welt der Taschen keineswegs schon immer von Frauen beherrscht wurde! Ab wann die Tasche vom Gürtel in die Hand wanderte und vom Gebrauchsgegenstand zum It-Piece der Frauenwelt wurde, lesen Sie beim nächsten Mal.
Entdecken Sie die Geschichte der Handtaschen live!
Haben wir Ihr Interesse für die Geschichte der Handtasche geweckt?
Noch bis zum 27. Oktober 2013 lädt das Bayerische Nationalmuseum in München zur Sonderausstellung „Taschen – Eine europäische Kulturgeschichte vom 16. – 21. Jahrhundert“ ein. Vom Jagdbeutel über Pompadours bis hin zu Reisegepäck, von der Samtbörse König Ludwig I. von Bayern bis zur Kelly Bag von Hérmes: mit 300 wundervollen Handtaschen aus dem 16. – 20. Jahrhundert bietet die Ausstellung eine modische Zeitreise durch die Jahrhunderte und erobert die Herzen von Taschenliebhabern im Sturm.
Weitere Informationen finden Sie direkt auf der Homepage des Bayerischen Nationalmuseums.