Handtaschen gelten – besonders unter Männern – als intimstes Geheimnis einer Frau.
Doch seit wann gibt es eigentlich unsere treuen Begleiter, die mittlerweile aus der Modewelt nicht mehr wegzudenken sind? Welche Entwicklung haben die wandlungsfähigen Taschen mitgemacht?
Unsere zweiteilige Reihe soll Licht ins Dunkle rund um die Geschichte der Tasche bringen. Freuen Sie sich auf einen spannenden historischen Rückblick auf unser liebstes Modeaccessoire!
Im ersten Teil unserer Taschen-Zeitreise wurde bereits mit einige Klischees aufgeräumt: Taschen wurden nur Frauen getragen und perfektionierten wie ein Schmuckstück das Outfit? Stimmt ja gar nicht! Denn von der Antike bis zum Mittelalter gaben die Männer den Ton in der Taschendomäne an.
Die Taschen wandern – erst unter den Rock, dann in die Hand
Doch ab dem 17. Jahrhundert vollzog sich in der frühen Neuzeit langsam aber sicher ein Wandel in der Nutzung von Taschen.
Die praktischen Begleiter wurden nicht mehr nur als Gebrauchsgegenstand gesehen, sondern wurden immer stärker als Repräsentations- und Modeaccessoire genutzt. Dementsprechend entwickelte sich ein vielfältiges Angebot an Formen und Ausführungen aus verschiedensten Materialien.
Im Gegensatz zur Antike und zum Mittelalter verschwanden am Gürtel getragene Beutel- und Münztaschen fast ganz von der Bildfläche.
Stattdessen wurden kleine Täschchen unter dem Gewand getragen oder auf den Unterrock aufgenäht, die durch Schlitze in der Kleidung zu erreichen waren.
So waren die Wertgegenstände besser vor Dieben geschützt und man bot den mittelalterlichen Beutelschneidern kein Angriffsziel mehr. Unter der Kleidung verborgene Taschen finden sich auch heute noch in vielen Trachtenkleidern.
Im 18. Jahrhundert passte sich die Modewelt ganz den Gepflogenheiten des Rokoko mit ausladenden Hüften, schmalen Taillen und betonten Dekolletés an.
Die Gewänder und Kleider der Frauen wurden immer weiblicher und körperbetonter. Für Taschen unter der Oberbekleidung war nun kein Platz mehr, ohne die weibliche Silhouette zu stören, und so etablierten sich erstmals Taschen, die von den Frauen in den Händen getragen wurden.
Die Picard Berlin 4550 ist unbestritten ein wahrer Klassiker im Handtaschenformat.
Die ersten Handtaschen kamen auf den Markt und fanden reichlich Anklang!
Sie wurden zwar in der Hand getragen, aber hatten sonst nur recht wenig mit unseren modernen Handtaschen gleich. Praktisch und komfortabel in jeder Situation? Leider nicht!
Am weitesten verbreitet war der Pompadour, aufgrund seiner geringen Größen auch scherzhaft Ridikül genannt – französisch für lächerlich. Es handelte sich dabei um ein kleines Beutelchen, das mit Zugbändern verschlossen und um das Handgelenk getragen wurde. Meist wurde er aus feiner Seide gefertigt oder mit zarten Stickereien verziert und diente besonders den Damen der höheren Gesellschaft als Aufbewahrung für ein Taschentuch, Riechsalz und Kosmetika. Mehr passte nicht in die kleinen Beutel!
Noch heute kennen wir diese etwas antiquiert und doch elegant anmutende Form der Handtasche bei Abend- und Brautkleidung.
Klein, aber gar nicht lächerlich: mit dem Kosmetikbeutel Elba-Powder von Bogner sind wir auch unterwegs top gestyled.
Ein neues Frauenbild bringt frischen Wind in die Handtaschen Mode
Im Zuge der Industrialisierung entwickelte sich das Rollenbild der unabhängigen, arbeitenden und reiselustigen Frau immer weiter.
Mit einem erfrischend modernen Blick auf die Frauen wuchsen auch die Ansprüche an ihre Handtaschen: Frauen fingen an, auch außerhalb des eigenen Haushalts zu arbeiten und brauchten Taschen, die genauso flexibel waren wie sie selbst.
Für den größten Fortschritt in der Handtaschenmode sorgte eine simple und doch geniale Idee: ein Metallrahmen, der den Handtaschen Stabilität bot! Im Zuge dessen wurden die Handtaschen immer größer und praktischer. Endlich wurden sie dem Bedarf nach mehr Stauraum gerecht.
Besonders beim Reisegepäck zeigten sich die Vorteile der neuen Fertigungsart, denn die ersten Lederhandtaschen im Kofferformat ließen nicht lange auf sich warten.
Die Softie von aunts & uncles beherrscht den Vintagelook perfekt und ist ein treuer Reisebegleiter für Retrofans.
Das 20. Jahrhundert präsentiert sich modern
Mit der Materialknappheit während des ersten Weltkriegs fand abermals ein Umbruch in der Welt der Handtaschen statt: statt auf Leder und feine Stoffe setzte man nun auf Baumwollmaterialien und synthetische Stoffe.
Der wirtschaftliche Aufschwung in den 20er Jahren sorgte für mehr Wohlstand, doch die neu entdeckten Materialien für Handtaschen fanden weiterhin hohen Anklang. Als modisches Markenzeichen der roaring twenties gilt neben Perlenketten, Boas und Stirnbändern auch die Pochette, eine längliche Etuitasche nach französischem Vorbild.
Aber nicht nur Handtaschen, sondern auch vermehrt Umhänge- und Schultertaschen fanden ihre Liebhaber, denn sie versprachen eine hohe Bewegungsfreiheit.
Ab den 50er Jahren bestimmten moderne Materialien aus den USA den Zeitstil: Nylon, PVC und Kunstleder waren aus der Modeszene nicht mehr wegzudenken!
In den 70er und 80er Jahren begannen neben Manufakturen auch immer mehr große Modehäuser und Designer, eigene Taschenkollektionen mit absolutem Kultstatus zu entwerfen: Yves Saint Laurent, Gianni Versace, Alexander McQueen, Gucci, Hermés, Fendi und Miu Miu sind seit Jahren jeder handtaschenverliebten Frau ein Begriff!
Die Formen der Handtaschen kannten keine Grenzen mehr: von groß und kantig bis klein und verspielt: die Taschenmode des 20. Jahrhunderts bot die passende Handtasche für jeden Geschmack und Stil. Eine bis dahin nicht gekannte Vielfalt machte den Taschenkauf zu einem ganz besonderen Event, und kaum eine Frau gibt sich heute mit nur einer Handtasche zufrieden.
It-Bags erobern unsere Herzen
Nicht nur Designer bestimmten in den letzten 30 Jahren die Taschenmode, sondern auch bekannte Persönlichkeiten und It-Girls. Die Birkin, die Kelly Bag von Hermès, die Alexa Bag von Mulberry: sie alle sind nach ihren berühmten Trägerinnen und Musen benannt und heizen unsere Sammelleidenschaft an.
Das Handtaschenfieber hat auch uns gepackt! Unser Favorit für den Herbst 2013 ist die extravagante Handtasche von Coccinelle in Straußenlederprägung.
Und heute? Im 21. Jahrhundert ist eine breit gefächerte Auswahl an Handtaschen für uns ganz selbstverständlich. Farben, Formen und Materialien lassen uns die Wahl, nicht nur unseren eigenen Stil zu finden, sondern auch unsere Persönlichkeit durch das Tragen einer Handtasche zu unterstreichen. Für jede Stimmung und für jeden Anlass haben wir die richtige Handtasche im Schrank – und nach dem historischen Rückblick wissen wir diesen Luxus erst recht zu schätzen!
Die Modewelt der Handtasche ist stets im Wandel und wir freuen uns auf viele neue, wunderbare Kreationen!
Haben wir Ihr Interesse für die Geschichte der Handtasche geweckt?
Bis zum 27. Oktober 2013 lädt das Bayerische Nationalmuseum in München zur Sonderausstellung „Taschen – Eine europäische Kulturgeschichte vom 16. – 21. Jahrhundert“ ein.
Vom Jagdbeutel über Pompadours bis hin zu Reisegepäck, von der Samtbörse König Ludwig I. von Bayern bis zur Kelly Bag von Hérmes: mit 300 wundervollen Stücken aus dem 16. – 20. Jahrhundert bietet die Ausstellung eine modische Zeitreise durch die Jahrhunderte und erobert die Herzen von Taschenliebhabern im Sturm.
Weitere Informationen finden Sie direkt auf der Homepage des Bayerischen Nationalmuseums: https://www.bayerisches-nationalmuseum.de/